Unsere Sturmflut heißt Corona.

Die GM Cocktails Deutschland.

Die GM Cocktails Deutschland – Tour im Herzen des The Westin Hamburg.

Manchmal passen Ort und Zeit einfach perfekt zusammen. Dabei war es rein zufällig ein historischer Tag, als sich am 16.2.2022 im The Westin in der Elbphilharmonie die Hamburger General Manager vom Steigenberger Treudelberg, Marriott, Courtyard, The Westin, dem Reichshof, The George, JUFA Hotel Hamburg Hafencity, Fraiser Suites, Site Hotel, Hyatt, dem Landhaus und Spa Hotel Wachtelhof aus Rothenburg zum ersten Mal zu einem Kick-Off der besonderen Art trafen. Madeleine Marx, GM von The Westin stellte freundlicherweise die Location zur Verfügung.

Auf den Tag genau vor 60 Jahren erlebte Hamburg die große Sturmflut, in der 315 Menschen ihr Leben verloren. Und während im The Westin das geplante Küchenevent lief, sorgte draußen das Sturmtief Ylenia dafür, dass der Hamburger Fischmarkt, genau wie vor 60 Jahren, erneut überflutet wurde. War es eine Warnung, oder eine Mahnung? Auf jeden Fall eine unübersehbare Erinnerung. Hamburg lernte aus der Katastrophe von damals, errichtete eine durchgehende Hochwasserschutzlinie von rund 100 Kilometern Länge und ist damit heute auf solche Katastrophen besser vorbereitet.

Genau aus dem gleichen Grund, der Sorge vor dem nächsten „Sturm“, organisierte der Initiator und RATIONAL Key-Account Manager André Klode-Purat diesen bis dato einmaligen Austausch zwischen den General Managern der großen Hotels Deutschlands: „Man hätte sich auch die wunderschöne „Blick Bar“ des The Westin mit ihrer einzigartigen Panoramasicht auf Hamburg als Treffpunkt aussuchen können. Ich habe die Zusammenkunft jedoch bewusst mitten in der kleinen Küche des The Westin, ohne Stühle und Tamtam gewählt, denn hier tobt, symbolisch für alle Küchen Deutschlands, seit 2 Jahren die Sturmflut. Sie heißt Corona und niemand weiß, wie viele Existenzen der Hotel- und Gaststättenbranche ihr noch in Zukunft zum Opfer fallen werden. Wir sitzen alle im selben Boot und müssen unser Netzwerk stärken, einen intensiveren Austausch und mehr Zusammenarbeit untereinander pflegen, Ideen entwickeln und Pläne schmieden damit wir den nächsten Stürmen, die aus unterschiedlichen Richtungen kommen werden, standhalten können.“

Die Lage nach dem Sturm.

Die aktuelle Situation in der Branche ist bundesweit ernst bis existenzbedrohend: Laut Statistischem Bundesamt setzte das Gastgewerbe 2021 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 gut 40 Prozent weniger um. Der Tenor unter den Teilnehmer:innen des Küchenevents dazu war einhellig: Vor allem der lange Zeitraum der harten Corona-Maßnahmen traf viele Hoteliers und Gastronomen mitten ins Mark. Man fühlte sich von der Covid-Politik vergessen, trotz geleisteter Hilfen, da diese entweder verspätet oder gar nicht ausgezahlt wurden.

Hamburg scheint jedoch trotz allem bislang noch gut aufgestellt zu sein. Die hanseatische Art, pragmatisch mit Problemen umzugehen, war unter den GMs deutlich spürbar. Generell, so der Tenor des Abends, mangelt es an Menschen, die den Mut haben, neue Wege zu gehen.

Die General Manager hoffen auf einen Ruck, der durch die Branche geht, sehen aber vereinzelt auch Impulse, wie die 4-Tage-Woche, die vorrangig von der 25hours Gruppe vorangetrieben wurde und nun von einigen anderen Hotel-Unternehmen als Modell übernommen wird. Ein neuer Weg, der bereits beschritten wird, ist beispielsweise die Zusammenarbeit mit Startups, die mit tollen Ideen zur Digitalisierung kommen. Das eröffnet neue Märkte, die genutzt werden müssen. Die OTA’s (Online Travel Agency -Buchungsportale) hingegen, werden eher kritisch beäugt.

Blick über den Tellerrand hinaus.

„Wir sind mit über 4 Millionen Beschäftigten in Deutschland einer der größten Arbeitgeber…“ so ein Teilnehmer. „Branchen wie das Handwerk sind seit Jahren viel besser aufgestellt und haben eine gemeinsame Lobby, eine Sprache und auch die Macht, Dinge zu bewegen. Das muss sich auf diese wunderbare Branche der Hotellerie und Gastronomie bundesweit ausweiten.“

Education ist DAS wichtige Thema: Laut einer Dehoga Umfrage stellt der Fachkräftemangel fast 80 Prozent der Betriebe vor größere Probleme. Es fehlen bis zu 45% der Mitarbeiter im F&B nach diversen Lockdowns und Kurzarbeit.

Wie muss ein Ausbildungsberuf innerhalb der Hotellerie gestrickt sein, welche Rahmenlehrpläne sind sinnvoll, gibt es Anreize, warum ein Dienstleistungsberuf gewählt werden sollte? Vorreiter, wie der Öschberghof in Donau-Eschingen, sind wichtig, der die Ausbildung aufwertet, indem er beispielsweise die Kochausbildung koppelt an ein Bachelor-Studium sowie digital Werbung mit professionellen Mitarbeitervideos macht und attraktive Karrieremöglichkeiten kommuniziert.

Auf der anderen Seite haben viele Praktikanten verblümte Vorstellungen von dieser tollen Branche. Die Erwartungshorizonte beider Seiten müssen klar definiert werden, Motivationsfaktoren diskutiert und abgewanderte Fachkräfte zurückgewonnen werden. Grundsätzlich war man sich einig, es müsse sich auch in der Führung selbst vieles verändern. Flache Hierarchien sind mancherorts der Schlüssel: Es gibt Modelle, wo komplette Teams ein Hotel führen – ganz ohne Hierarchien, Budget getrieben, demokratisch und Ziel-Fokussiert.

Die Branche braucht Menschen, die Menschen lieben.

Das Fazit von André Klode-Purat: Ehrliche und moderne Kommunikation auf allen Plattformen sowie innerbetriebliche Motivation ist die beste Werbung für die Branche nach außen. Es gibt dafür erste Beispiele: In letzter Zeit haben sich mehrere Plattformen für einen „Hotelier des Jahres“ aufgetan. Hier entsteht ein regelrechter Wettbewerb. Auch werden anderorts Arbeitgeber mit den fairsten Jobs ausgezeichnet. Dies sorgt ebenso für mehr Wettbewerb, Transparenz und weckt Neugier. Fakt ist: Die Branche braucht Menschen, die Menschen lieben und es mögen, Gastgeber zu sein. Unsere Hoffnung ist groß, dass wir dadurch geeignete Fachkräfte gewinnen.

Das Format des GM Cocktails tourt mit RATIONAL und André Klode-Purat, durch Deutschland und macht nach Berlin und Hamburg zwischen März und Mai in München, Hannover, Frankfurt, Leipzig, Köln sowie Stuttgart und Düsseldorf Station.

Text und Bilder: Frank Siebold